Demonstratoren und Changemaker in der Stadt
2051: Smart Life in the City


Die Hotelzimmer des magdas HOTEL sind mit restaurierten Fundstücken ausgestattet. © AllesWirdGut Architektur/Guilherme Silva Da Rosa

Zehn Projektteams, die bereits brauchbare Erfahrungen im Stadtraum gesammelt und neue Strategien entwickelt haben, wurden eingeladen, an verschiedenen Standorten in Wien sogenannte „Demonstratoren“ zu errichten. Das sind prototypische Versuchsanordnungen für Mobilität, Arbeit, Geld, Gesundheit, Wohnen, Versorgung, Gastfreundschaft, Konsum und Unterhaltung im Kontext des städtischen Alltags. An deren Beispiel kann gelernt und soll Zukunft verhandelt werden.

Demonstrator 1: Die Schule
Van Bo Le-Mentzel, Jakob Listabarth & Crowd

Der Berliner Designer und Architekt Van Bo Le-Mentzel, bekannt durch seine HartzIV-Möbel und das One-Sqm-House, nutzte seine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, um mit einem offenen Lernansatz (Crowducation) zu experimentieren. Seine Initiativen wie die Open Academy Of The Fine Hearts und die #dclassconference fließen in das Bildungsexperiment #openschoool, das Le-Mentzel mit dem Wiener Designstudenten Jakob Listabarth als Demonstrator für 2051: Smart Life in the City entwickelte, ein.

Das Bildungswesen wird einer Ökonomisierung entzogen und zum Allgemeingut. „Offenheit zählt mehr als Wissen. Orientierung ist besser als Zertifizierung. Orthogravieh ist überbewertet – Beziehungen sind alles“, so das Manifest der Schule der Zukunft, die keine Klassen, keine Trennung zwischen Lehrenden und Lernenden, keinen Lehrplan und keinen festen Standort hat. Sie basiert auf dem Prinzip des gegenseitigen Lernens und nutzt die Intelligenz der lokalen Nachbarschaft ebenso wie die der globalen Internet-Community. Im öffentlichen Raum abgehaltene Meinungsforen, sogenannte „Speakouts“, sind Teil dieser Vision eines „fliegenden Klassenzimmers“, das in einem partizipativen Prozess entwickelt wird und dazu einlädt, das Thema Bildung aktiv mitzugestalten.

Temporär
Ort: Alois-Drasche-Park, 1040 Wien
Öffnungszeiten: Mo 3.8., 10.8., 17.8., 24.8., jeweils 16:00–19:00 Uhr
Programm des Demonstrators:
www.openschoool.org
Mit Unterstützung von
HAND.WERK.STADT Mödling

 

Demonstrator 2: Die Bank
Projekt Bank für Gemeinwohl

Bankenpleiten, für deren Schaden solidarisch aufgekommen werden muss, und schwindelerregende Finanz-Spekulationsgewinne außerhalb der Realwirtschaft, von denen nur wenige profitieren, haben das Vertrauen in das Bankenwesen erschüttert. Ethische Banken stellen eine zukunftsfähige Alternative zu den bestehenden Banken dar und verzichten auf Finanzgeschäfte ohne realwirtschaftlichen Hintergrund. Kreditwürdig sind nur Projekte, die dem Gemeinwohl dienen. Die Höhe des Kreditzinses hängt von einer Gemeinwohlprüfung ab, die zusätzlich zur Bonitätsprüfung erfolgt. Privater Statuskonsum ist bei der Bank der Zukunft ebenso nicht kreditwürdig wie Investitionen in Unternehmen, die beispielsweise die Umwelt schädigen, Grund- und Arbeitsrechte verletzen oder zweifelhafte Forschung betreiben. Stattdessen werden Bereiche wie Ernährung und ökologische Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Ressourcen-Effizienz, Sozialprojekte und soziales Engagement, Bildungs- und Kulturprojekte, Wohnprojekte und sozial und ökologisch ausgerichtete Unternehmen finanziert. Eine Filiale einer zukünftigen Bank kann während der Vienna Biennale besucht werden, um partizipatives und gemeinwohlorientiertes Handeln mit Geld selbst auszuprobieren.

Permanent
Ort: Projekt Bank für Gemeinwohl,
Rechte Wienzeile 81, 1050 Wien,
Öffnungszeiten: Do 18.6., 2.7., 16.7., 30.7.,
13.8., 27.8, 10.9., 24.9., jeweils 17–19 Uhr
Programm des Demonstrators:
www.mitgruenden.at
Mit Unterstützung von DKIA - Nora Dibowski
& Simon Laburda, Psychosoziales Zentrum Schiltern

 

Demonstrator 3: Die Fabrik
Thomas Schneider
NANK

Die Stadt Wien proklamierte 2015 zum Jahr des Zu-Fuß-Gehens. Vor diesem Hintergrund wird NANK – Neue Arbeit Neue Kultur –mithilfe von GEA Waldviertler Werkstätten und OTELO, dem Offenen Technologielabor, in den Werkstätten des „Kunstkanals“ eine neue Form der urbanen Produktion von Schuhen als Alternative zu globalisierter Produktion und ausbeuterischen Arbeitsformen zeigen. Als Strategie dient die Verbindung von traditionellem Handwerk mit technologischen Produktionsmethoden von lokalen FabLabs wie Laserschnitt oder 3-D-Druck. Die „Schuhfabrik“ soll aber nicht nur ein Modell für neue Produktionsformen in der Stadt sein, sondern auch ein Experimentierfeld für neue Formen von Arbeit in der Zukunft, die Alternativen zur heute dominanten Erwerbsarbeit darstellen. Die Forschungsfragen des Projektes betreffen das Potenzial von Eigenproduktion, Kreislaufwirtschaft und die Nutzung von Kreativität als Gemeingut. Die im „Kunstkanal“ arbeitende Designerin und Schuhmacherin Stefanie Kerschbaumer wird ihre handwerkliche Expertise einbringen, um den Schuh der Zukunft herzustellen und Einblicke in dessen Herstellungsprozess zu geben.

Permanent
Ort: Kunstkanal,
Ulrichgasse 1a, 1020 Wien
Öffnungszeiten: Do 11.6. – So 21.7. und
Do 27.8. – So 4.10., jeweils 16–19 Uhr
Programm des Demonstrators:
www.kunstkanal.at/viennabiennale
Mit Unterstützung von GEA Waldviertler Werkstätten,
OTELO, Kunstkanal, NANK

 

Demonstrator 4: Das Krankenhaus
ID2 die Angewandte

Laut Prognose der Europäischen Kommission soll es im Jahr 2050 gleich viele Menschen über 65 Jahre wie im arbeitsfähigen Alter zwischen 15 und 64 geben. Das Älterwerden der Gesellschaft und ein veränderter Lebenswandel erfordern, dass BürgerInnen aktive TeilnehmerInnen in einer neuen Gesundheitskultur werden. Eine Möglichkeit liegt in der Dezentralisierung des Gesundheitssystems. Die Apotheke, meist in einer Einkaufsstraße gelegen, hat daher eine besondere Lage als öffentliche Schnittstelle. Partizipative und Do-it-Yourself-Kulturen erweitern sich laufend und dringen zunehmend in hierarchische Gesundheitsstrukturen ein. Gleichermaßen wird es die Apotheke in ihrer jetzigen Form 2051 nicht mehr geben. Im Projekt The Health Distributors: Imagination and the Real World: Testing Possible Futures Using Parallel Realities testen Studierende von Industrial Design 2 Universität für angewandte Kunst in Wien, eine Entwurfsmethodik kollektiver Imagination: Sie erforschen, wie sie mit Hilfe von Filmsets ExpertInnen des Gesundheitswesens dazu bewegen können, neue Szenarien der Zukunft im Gesundheitswesen zu denken und zu entwickeln. Einfache 1:1-Modellbauten, die die Science-Fiction-Filmtechnik in Hollywood nachahmen, dienen dazu, ohne Budget Kulissen für Social-Fiction-Kurzfilme zu produzieren. Die spekulativen Designvorschläge sind Demonstratoren, die auf neue Verhaltensweisen und Rituale hinweisen und als Werkzeuge zu einer veränderten Einstellung führen. Fiktion wird genutzt, um eine alternative Welt aufzuzeigen und neue Werte zu offenbaren.

Permanent
Ort: Saint Charles Complementary
(Schaufenster), Gumpendorfer Straße 22,
1060 Wien
Öffnungszeiten:
Mo–So, 0–24 Uhr
Programm des Demonstrators:
id2studio.at
Mit Unterstützung von Saint Charles
Apotheke & Complementary

 

Demonstrator 5: Das Einkaufszentrum
Julia Landsiedl
jeplus

Auch in der Digitalen Moderne zählt das Einkaufszentrum, neben der virtuellen Shoppingwelt, zu den sogenannten „Dritten Orten“ (neben Eigenheim und Arbeitsplatz), die laut dem Soziologen Ray Oldenburg eine wichtige Rolle für das „community building“ spielen. Dennoch ist die analoge Shoppingmall nur eine von vielen Marktplätzen und sozialen Orten, die wegen ihrer Ausrichtung auf maximalen Konsum ein nicht mehr zeitgemäßes Modell darstellt. Um mit der virtuellen Konkurrenz mithalten zu können, soll den BesucherInnen eine konsumfreie „Aufenthalts- und Begegnungszone“ als Mehrwert geboten werden –so das Zukunftsszenario der Designerin Julia Landsiedl. „The Mall“ in Wien-Mitte, ein Hybrid aus Bahnhof, Bürogebäude, Einkaufs- und Gastronomiezentrum, ist das Labor für den Demonstrator Shopping Spotting. BesucherInnen werden zur Beobachtung der Vorgänge innerhalb der Mall eingeladen. Im Fokus der Betrachtung stehen „aussterbende“ Shopping-Typen und ihr Verhalten innerhalb des heutigen Waren-Reviers. Mittels design-ethnografischer Methoden wird dieser Transitort für Reisende und StadtbewohnerInnen hinsichtlich zukunftsfähiger Alternativen zum heutigen Konsumtempel untersucht.

Permanent
Ort: WIEN MITTE The Mall, Balkon, 2. Stock,
Landstraßer Hauptstraße 1a, 1030 Wien
www.wienmitte-themall.at
Öffnungszeiten: Mo–So, täglich
(1:00–5:00 Uhr geschlossen)
Mit Unterstützung von
WIEN MITTE The Mall

 

Demonstrator 6: Die Straße
future.lab
TU Wien

Das future.lab der Fakultät für Architektur und Raumplanung der Technischen Universität (TU) Wien hat sich mit Studierenden im vergangenen Sommersemester in mehreren Workshops mit neuen Zukunftsmodellen von Straße im Spannungsfeld technologischer Innovation und gesellschaftlicher Veränderungen beschäftigt und testet diese während der VIENNA BIENNALE prototypisch an mehreren Orten im Stadtraum. Die physischen Eingriffe im Maßstab 1:1 ändern den Gebrauch und die Produktion des vorgefundenen sozialen Raums. Die StadtbewohnerInnen werden mit einer veränderten Realität des öffentlichen Raums konfrontiert und durch ihre Reaktionen und Rückmeldungen integraler Teil von Stadtforschung. Zukünftige Möglichkeiten der Straße als Verkehrs- und Lebensraum, als Raum der Präsentation und Repräsentation, als Ort der Begegnung und der Kommunikation werden so sichtbar und diskutierbar. Die Interventionen gleichen mikro-urbanen Öffnungen zur möglichen Zukunft der Stadt.

Temporär
Projekt A: so weit wir arbeiten
Ort: Wienfluss (Stubentorbrücke, Weiskirchnerstraße), 1010 Wien
Öffnungszeiten: Do 11.6., 21:30 Uhr
Projekt B: ABFORM[EN]
Ort: Burggasse (zwischen Hausnummer 5 und 73), 1070 Wien
Öffnungszeiten: Sa 13.6. – So 14.6, Do 18.6. – So 21.6,
Do 25.6. – So 28.6.
jeweils 9:00–18:00 Uhr
Projekt C: über
Ort: Künstlergasse, 1150 Wien
Öffnungszeiten: Sa 27.6., 18:00 Uhr
(Eröffnung); So 28.6. – Fr 3.7. ganztags
Projekt D: Ephemere Zeitlichkeiten
Ort: Lindengasse/Stiftgasse, 1070 Wien
Öffnungszeiten: Sa 13.6. sowie and den
Donnerstagen 18.6., 2.7, 16.7., 30.7., 13.8.,
27.8., 10.9., 24.9., jeweils 20:00–21:00 Uhr
Programm des Demonstrators:
www.futurelab.tuwien.ac.at
Mit Unterstützung von Gebietsbetreuung
Stadterneuerung: GB*6/14/15, GB*7/8/16 und GB*10

 

Demonstrator 7: Das Stadion
SUBOTRON

Die Spielforschung behauptet, dass das digitale Spiel die Unterhaltungsindustrie des 21. Jh. prägen wird und das Display das Stadion der Zukunft ist. Technologische Innovationen waren und sind maßgeblich von der elektronischen Spieleentwicklung angetrieben. Für 2051: Smart Life in the City untersucht Subotron, eine Plattform für digitale Spielkultur in Wien, das Potenzial des Spielens als Werkzeug für sozialen Wandel. Unter dem Begriff „Serious Gaming“ werden Themenkreise wie Politik, Gesundheit oder Ökologie abseits herkömmlicher, primär unterhaltender Inhalte interaktiv erlebbar gemacht. Im Spiel werden so nicht nur Empathien gefördert, sondern erlebbare Zukunftsszenarien und Lösungswege entwickelt. Als eine Art Krisenintervention wird der Demonstrator in der Reinprechtsdorfer Straße im 5. Wiener Bezirk angesiedelt. Die dortige Anhäufung von Spiel- und  Wettlokalen trug zu einer Verringerung der Lebensqualität in der Nachbarschaft bei. Ausweg aus der durch „Gambling“ verursachten Misere bietet, ist Teil dieses spielerischen Experiments.

Temporär
Ort: Comics Box, Siebenbrunnenplatz,
Nähe Reinprechtsdorfer Straße, 1050 Wien
Öffnungszeiten: Sa 13.6. und 26.9., jeweils 12–22 Uhr
Programm des Demonstrators:
www.subotron.at
Mit Unterstützung von
Gebietsbetreuung Stadterneuerung GB*5/12

 

Demonstrator 8: Das Hotel
AllesWirdGut
Architektur

Laut Beherbergungsstatistik der Stadt Wien erhöhte sich die Zahl der Gästeübernachtungen in den vergangenen zehn Jahren um über 60 % auf 13,5 Millionen pro Jahr – Tendenz steigend. Vor dem Hintergrund ebenso rapid ansteigender Migrationsströme ist Gastfreundschaft nicht nur gegenüber zahlenden Gästen, sondern auch gegenüber Flüchtlingen gefordert. Die Wertschöpfung aus dem Tourismus soll zur Verbesserung der Situation von Menschen mit Fluchthintergrund genutzt werden, so die Zukunftsvision des im Frühjahr 2015 eröffneten Demonstrators magdas HOTEL, betrieben von der Social-Business-Tochter der Caritas der Erzdiözese Wien und entworfen vom Wiener Architekturbüro AllesWird-Gut. Neben den touristischen Einrichtungen bietet es Arbeitsplätze für Menschen mit Fluchthintergrund und Unterkunft für jugendliche AsylwerberInnen. Das Hotel mit sozialem Mehrwert verbindet Kulturen, kreiert Chancen und schafft einen lebendigen Ort der Begegnung. Crowdsourcing, Partizipation, ein Fokus auf Upcycling (Abfallprodukte oder – scheinbar – nutzlose Stoffe werden in neuwertige Produkte umgewandelt) und das Reagieren auf Vorgefundenes und Zufälliges – das Hotel hielt Einzug in ein ehemaliges Senioren- und Pflegehaus – forderten einen neuen Gestaltungsansatz. Dieser wird im Rahmen von 2051: Smart Life in the City als Open-Source-Rezeptur angeboten und ermöglicht die Skalierung der Idee zur „Hotelkette“. BesucherInnen der VIENNA BIENNALE können sich in das Hotel einmieten, an Workshops teilnehmen oder den laufenden Betrieb kennenlernen.

Permanent
Ort: magdas HOTEL,
Laufbergergasse 12, 1020 Wien
Öffnungszeiten: Mo–So, 0–24 Uhr
Hotelreservierungen und
Programm des Demonstrators:
www.facebook.com/magdasHOTEL
Mit Unterstützung von magdas HOTEL

 

Demonstrator 9: Die Wohnung
Klaus Kada

Das von den ArchitektInnen Klaus Kada sowie Bernd Vlay und Lina Streeruwitz von Studio Vlay und dem Architekturbüro Riepl Kaufmann Bammer geplante und bereits bezogene Quartier im Sonnwendviertel nahe dem neuen Wiener Hauptbahnhof, das Funktionen des privaten Wohnens in den halböffentlichen Raum erweitert, bildet den Hintergrund für die Beschäftigung mit flexiblen Grundrissen für einen richtungsweisenden Wohnbau. Statt Wände trennen verschiebbare Möbelelemente die verschiedenen Räume und deren Funktionen in den von Klaus Kada konzipierten Bauteilen. Die Veränderbarkeit von Grundrissen und deren Anpassung an sich wandelnde Lebenssituationen – eine Wohnvision, die bisher vor allem an der Normierung des Wiener Wohnbaus scheiterte – wird hier über einen längeren Zeitraum gewährleistet. Die geforderte Rückgabe der gemieteten Wohnung im „Urzustand“ ist nun selbst nach mehrfacher Grundrissänderung problemlos möglich. Partizipation im Entwurfsprozess, d. h. die Einbindung der künftigen NutzerInnen in die Planung, bekommt hier eine Alternative, welche die künftigen BewohnerInnen ermächtigt, selbst und ohne behördliche Genehmigungen und Umbaukosten in die Innenarchitektur ihrer Wohnung einzugreifen. Ein allgemein zugängliches 1:1-Modell der Wohnung macht die Transformation des Raums erlebbar und lädt zum eigenen Experimentieren mit Raum ein.

Permanent
Ort: stilwerk im Design Tower, Praterstraße 1,
Shop 23, 2. Stock, 1020 Wien,
www.stilwerk.at
Öffnungszeiten: Do und Fr 15:00–19:00 Uhr,
Sa 12:00–18:00 Uhr
Mit Unterstützung von stilwerk Wien,
tina vienna urban technologies + strategies,
Department of Spatial und Sustainable
Design / TU Wien

 

Demonstrator 10: Der Freiraum
Samstag

Eine mobile Marktküche, gemeinsam entwickelt mit fasch&fuchs.architekten, dient als temporäres Forschungslabor für urbane Freiräume. Das gemeinsame Ernten, Zubereiten, Kochen und Essen von vegetarischer Kost schafft einen Umschlagplatz für Geschichten, Erzählungen und Lebensentwürfe einer diversifizierten Gesellschaft mit heterogenen Glaubenspraktiken und Weltanschauungen. Laut dem Wiener Integrations- und Diversitätsmonitor haben 49 % der WienerInnen einen Migrationshintergrund. Die Marktküche bietet einen Rahmen, in dem Herkunft, Status, Bildung und Sprache in den Hintergrund treten und das gemeinsame Handeln, flüchtige Gespräche sowie ausführliche Debatten im Vordergrund stehen. Hinter dem ungezwungenen gemeinsamen Kochen steht die Frage einer zukünftigen Ernährungssouveränität als Alternative zur globalisierten Nahrungsmittelproduktion. Das Projekt Samstag inder Stadt am Schwendermarkt im 15. Wiener Bezirk zeigt seit Jahren, wie eine Nachbarschaft ihren Anspruch auf Stadt thematisiert. Aus einer großen kahlen Fläche entstand ein öffentlicher Raum, wo Pflanzen wachsen und gekocht wird, Konzerte gespielt und Feste gefeiert werden. Diese Erfahrung bringt das Team von „Samstag“ im Rahmen der VIENNA BIENNALE nun an andere Orte in der Stadt, um neue Erfahrungen zu sammeln und neue Freiräume mithilfe lokaler Nachbarschaften zu transformieren. Unterstützt werden sie durch fasch&fuchs.architekten, welche die Gestaltung der Marktküche übernommen haben.

Temporär
Ort 1: Hannovermarkt, 1200 Wien
Öffnungszeiten: Sa 13.6., 17:00–21:00 Uhr
Ort 2: Schwendermarkt, 1150 Wien
Öffnungszeiten: Do 2.7. , 16.7., 17:00 –21:00 Uhr
Ort 3: Nordbahnhof: An den Kohlenrutschen/
Krakauer Straße 12, 1020 Wien
Öffnungszeiten: Sa 4.7., 17:00–21:00 Uhr
Ort 4: Theodor-Körner-Hof (Reinprechtsdorfer Straße/
Matzleinsdorfer Platz), 1050 Wien
Öffnungszeiten: Sa 18.7., 17:00–21:00 Uhr
Ort 5: Macondo, Zinnergasse, 1110 Wien
Öffnungszeiten: Sa 1.8., 17:00–21:00 Uhr
Programm des Demonstrators:
www.samstaginderstadt.at
Mit Unterstützung von Aquarex , MA 59/Marktamt,
Pego Natura, RIESS KELOmat, Spar Österreich, SimplyLeaf

 

Changemaker

Hannes Langeder
Ferdinand GT3 RS

Ein aus Kunststoffrohren und Klebeband optisch replizierter Porsche 911 verheißt dennoch Schnelligkeit, Mobilität und Status. Auf ein Fahrradgestell aufgebaut und mit Muskelkraft betrieben, wird das Fahrzeug in seiner Symbolkraft demontiert und zur Persiflage. „Das letzte gebaute Auto wird ein Porsche sein“, soll der Erfinder Ferry Porsche einmal gesagt haben. Er könnte Recht behalten, denn mit diesem Modell zeigt der Künstler Hannes Langeder, dass wir von bisherigen „goldenen Kälbern“ Abschied nehmen müssen, wenn wir gesteckte Ziele hinsichtlich eines Wertewandels in Zukunft erreichen wollen. Langeders Objekt bewegt sich an der Schnittstelle zwischen kreativem Prozess, gesellschaftlich-ökologischem Statement und Alltagstauglichkeit. Die mobile Skulptur stiftet im urbanen Raum Verwirrung und Unruhe. Als Strategie des Umdenkens und als ein Werkzeug des Wandels eröffnet sie die Ausstellung 2051: Smart Life in the City.

 

Team der Milliardenstadt
HYPOTOPIA-Fragmente

19 Milliarden Euro könnte die Bankenpleite der Hypo Alpe Adria Bank die österreichischen SteuerzahlerInnen kosten. Unter Annahme dieser Kosten plante das Team eine modellhafte Stadt, die im Maßstab 1:100 – in Beton gegossen – im Brunnen vor der Karlskirche für einige Wochen unter reger Beteiligung der Wiener Bevölkerung zur Diskussion gestellt wurde. Das Stadtmodell HYPOTOPIA wurde dann am 30.10.2014 in einem Protestmarsch zum Parlament getragen und die Aktion mit der symbolischen Entsorgung in das „Hypo-Loch“ beendet. Für die Ausstellung 2051: Smart Life in the City wurde das Team eingeladen, restliche Fragmente des zerstörten Stadtmodells neu zu errichten und darin die 10 Demonstratoren metaphorisch zu verorten. In einem partizipativen Prozess soll unter Beteiligung von BesucherInnen und Gästen im „2051 Forum“ die gemeinsame Vision einer Stadt entstehen.
Programm des Teams der Milliardenstadt unter www.milliardenstadt.at

ORANGE 94.0
Stadtradio Orange

Bereits seit 1998 erstellt ORANGE 94.0 als einziges freies Radio in Wien ein akustisches Abbild der Diversität dieser Stadt. Sein neues Projekt Stadtradio Orange ermöglicht den BewohnerInnen, selbst aktiv zu werden und eigene Beiträge zu ihrem Lebens- und Arbeitsraum zu produzieren. Wie klingt
meine Stadt? In Workshops und Online-Tutorials werden die Grundkenntnisse fürs Radiomachen vermittelt. Beim „mobile reporting“ ist das eigene Smartphone Aufnahmegerät und Schnittplatz in einem. Die selbstgestalteten Beiträge können über die Webseite stadtradio.o94.at von überall hochgeladen und über den Äther verbreitet werden. Ein Stadtplan fungiert als Erkenntnis-Instrument,
das anzeigt, welche Terrains akustisch bereits erschlossen sind und wo es noch etwas zu entdecken gibt. Für 2051: Smart Life in the City werden unter dem Vienna Biennale-Motto „Ideas for Change“ Orte des Wandels von StadtbewohnerInnen vertont, wodurch eine durch die Crowd generierte Vision einer Stadt der Zukunft wachsen kann.

Radiobeiträge: Montag bis Freitag, 11:50 Uhr


Parkbetreuung des Wiener Familienbundes
Wiener Spielstraße

Die seitens der Stadtregierung 2012 initiierte Wiener Spielstraße stellt eine utopisch anmutende Institution dar. In der warmen Jahreszeit werden in zahlreichen Bezirken Straßenabschnitte gesperrt und temporär einen Nachmittag für das Spiel der Kinder zur Verfügung gestellt. Das fördert die Nachbarschaft, öffnet den Straßenraum für die Menschen und schafft gleichzeitig einen Möglichkeitsraum für eine zukünftige Stadt, die bis 2051 den motorisierten Individualverkehr auf deutlich unter 15 % reduzieren möchte. Als eine Form des „taktischen Urbanismus“ wird hier Zukunft der Stadt greifbar und verhandelbar. Einfache Werkzeuge und Materialien wie Textilschnüre oder Pappkartons reichen, um die Umgebung zu gestalten. Die leere Straße als offene Spielsituation unterstützt dabei, einen respektvollen Umgang miteinander zu lernen, eine wichtige Fähigkeit der zukünftigen StadtbewohnerInnen, die in den Spielstraßen entwickelt wird und in der Ausstellung 2051: Smart Life in the City getestet werden kann.

Standorte und Programm der Wiener Spielstraßen:
www.wiener-familienbund.at

 

 

 

 

 

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Datum
11.06. – 04.10.2015

Ort
In der Stadt

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